Seit nem knappen Jahr (!) versuche ich nun schon Joghurt zu machen. Da ich in der Woche ca. 2kg verbrauche, fallen auch immer zwei Kunststoffeimer oder 4 Becher als Abfall an. Das is doch so einiges. Die Ökobilanz für Tetrapacks ist wohl so schlecht nicht, denn laut des Flyers vom „Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.v.“ ist sie sogar noch besser als die der Mehrwegglasflasche! Das liege wohl am nachwachsenden Rohstoff Holz, dem geringen Eigengewicht der Tetrapacks, sowie am nicht vorhandenen Rücktransport zur Reinigung. Irgendwie is mir der Tetrapack auch lieber als der PVC Eimer. Und da ich keine eigene Kuh habe, wird es wohl erstmal bei der Tetrapackmilch bleiben. Doch ich schweife ab, es geht schließlich um Joghurt. Aaaaaaalso: Warum hab ich n Jahr gebraucht? Ich mein, n bissel alten Joghurt in warme Milch geben und ne zeitlang warm stehen lassen, schon haste Joghurt! Klares Jein 😉 Also es kommt immer irgendein Sauermilchprodukt dabei raus, keine Frage. Schmeckt es? Fast immer. Is es stichfest? Fast immer. Ist es sauer? Auch fast immer. Ist der Joghurt evtl. schleimig? Kann vorkommen, je nach Milch und Temperatur. Ihr seht: viele Fragezeichen für ne einfache Sache. Und wenn ich ‚alten‘ Joghurt brauche, muß ich notgedrungen wieder welchen kaufen, also wieder n Plastikeimer. Und dann gibts noch den anderen Weg: Kauf Milch und gefriergetrocknete Kulturen und mach dann alles zu Hause. Ok, Milch is klar (hm? Welcher Fettgehalt? Frisch, Längerfrisch oder H-Milch?) aber welche Kulturen? Links- oder rechtsdrehend? oder is das egal? Brauchts Inulin? Muß ich Milchpulver zugeben damit ich meine gewünschte Konsistenz kriege? Brauch ich nen Joghurtmaker? Reicht ne Kühlbox und n Handtuch? Und auch hier wieder Fragen über Fragen, die von den verschiedenen Fans der jeweiligen Methode/Kulturzusammensetzung/Ernährungsrichtung heiß und innig diskutiert und verteidigt werden, weil natürlich jeder seinen Weg als den einzig Wahren ansieht. Kurzum: probieren, probieren, probieren… Hab ich gemacht, is nu fertig!! Aus meiner Sicht hab ich mir das Beste herausgesucht. Ich mach den Joghurt über Nacht im Backofen mit Licht, da hab ich nen einigermaßen sicheren Temperaturverlauf und brauch nicht noch nen Extra Joghurtmaker. Klingt alles verwirrend? Gut, dann erklär ich es euch gleich wie immer mit Fotoanleitung. Die Zutatenliste ist etwas technischer als sonst, aber da ist nichts Unmögliches bei und so lange ihr ein Fleischthermometer und nen Backofen mit ner Glühbirne habt, seid ihr auf der sicheren Seite. Also los gehts! Auf die Sache mit den Kulturen komm ich in nem späteren Rezept zurück, versprochen…
Die Zutaten, diesmal eher Utensilien im Überblick:
Hintere diagonale Reihe (v.l.n.r.): 1l Biomilch Längerfrisch 1,5%, 1l Biomilch Längerfrisch 3,8%
vorletzte diagonale Reihe (v.l.n.r.): 4 Gläser á 0,5l, 1 Wasserkocher
zweite diagonale Reihe (v.l.n.r.): Joghurt, Deckel der Gläser, Trichter
erste diagonale Reihe (v.l.n.r.): Schöpfkelle, Kartoffelstampfer (?), Bratenthermometer
Los gehts mit den Gläsern, um nen Fremdkeim auszuschließen, sterilisiert ihr sie in der Mikrowelle…
…ihr gebt einfach n Schuß Wasser in die Gläser und stellt sie in die Mikrowelle. Dann laßt ihr das Gerät laufen, bis das Wasser in den Gläsern kocht. Wenn es kocht noch eine Minute. Dann wars das….
…während die Mikrowelle läuft, gebt ihr die Deckel der Gläser und die Schöpfkelle in den gefüllten Wasserkocher und schaltet ihn ein. Vorsicht: Da der Deckel jetzt nicht mehr schließt, schaltet sich der Kocher nicht mehr selbst ab, wenn das Wasser kocht. Nachdem alles ausgekocht ist…
…nutzt ihr das heiße Wasser um Thermometer und Trichter ebenfalls ‚abzukochen’…
…dann gehts an die Milch: Der Fettgehalt ist ganz persönliche Vorliebe, mal sehn vielleicht geh ich das nächste Mal auf komplett Vollmilch, wer weiß? Ihr füllt eure Milch in einen Topf und erwärmt sie unter gelegentlichem Rühren auf 90°C. Da kommt dann der Kartoffelstampfer ins Spiel: rühren, Thermometer halten (ohne dass es in die Milch fällt 🙁 ) und fotografieren geht ohne improvisierten Halter einfach nicht. Ach ja, die 90°C sorgen für ne Eiweißdenaturierung, wodurch nachher der Joghurt fester wird. Ich hab auch div. Versuche mit um die 40°/45° Grad durch: schmeckte auch wurde n bissel fest, aber z.T. schleimig. Seit ich die 90°C Geschichte mach, hab ich schön stichfesten Joghurt (so viel zu: warum hats n Jahr gedauert?)…
…da die 90°C zu viel für die Joghurtkulturen sind: ab mit dem Topf ins kalte Wasser bis die Milch bei ca. 45°C angelangt ist. (das kann man auch mit nem sauberen Finger prüfen: is kurz vor heiß 😉 . Apropos heiß: lasst nebenbei den Backofen auf 50° laufen, oder entsprechend runterkühlen nach dem abendlichen Flammkuchen …
…so, nun zwei Eßlöffel ‚alten‘ Joghurt in die warme Milch und gut umrühren. Nicht zu heftig sonst habt ihr Schaum auf der Milch…
…eure geimpfte Milch verteilt ihr dann auf die sterilisierten Gläser (die Milch ist leicht angehängt im Topf, macht aber nichts so lange ihr den Ansatz nicht loskratzt)…
..Deckel auflegen und ab in den lauwarmen Ofen. Bei eingeschalteter Beleuchtung lasst ihr die Gläser dann für 12h im Ofen (gern über Nacht, mit Licht haben eure Joghurtkulturen auch keine Angst im Dunkeln 😉 )…
…die Temperatur der Lampe reicht tasächlich aus, um dem Joghurt ne angenehme Atmosphäre zu schaffen…
…morgens dann: Fertig!! Den lauwarmen Joghurt lasst ihr noch ohne Deckel auskühlen (damit sich am Deckel kein Wasser niederschlägt) und dann geht er in den Kühlschrank. Nach einem weiteren Tag…
…könnt ihr euren stichfesten, sauren Joghurt genießen! Mit zwei Eßlöffeln davon könnt ihr dann den nächsten machen, wobei ich gemerkt habe, dass das maximal 3x funktioniert, dann wird es nur noch Sauermilch.
Viel Spaß beim Ausprobieren und schreibt mal, ob es funktioniert hat.